Notizen

Wie fängt man denn an, wenn das letzte Mal schon wirklich lange her ist und das Vertrauen in das eigene Vorhaben im Zimmer nebenan vor sich hin prokrastiniert?

Ich habe gelernt, dass mein Enthusiasmus und mein Interesse an Themen und Aktivitäten in Wellen kommen und gehen und bleibe auf das gespannt, was kommt und wiederkommen mag.

Juli 2020

pixelgraphix.de

So oder ähnlich schrieb ich es bisher auf jede Website. Ich nutze das als Erklärung dafür, dass ich mich so gar nicht mehr für etwas begeistern konnte, für etwas komplett artfremdes umso mehr. Was ich immer als "Wellen" bezeichnete, verdanke ich einer ausgewachsenen ADHS, wie ich Ende des Jahres 2021 erfahren habe. Eine ADHS-Diagnose ist jetzt auch ein seltsamer Einstieg in einen Artikel, aber ich versuche es mal damit. Für eine erwachsene Frau in meinem Alter, die sich ihr ganzes Leben lang gefragt hat, was denn nun eigentlich die Ursache für das offensichtliche Anderssein sei, war sie eine große Erleichterung. Weil sie eben so ziemlich auch alles erklärt, was meine Sprunghaftigkeit online ausmacht.

ADHS wirkt sich auf jeden Aspekt des Lebens aus. Nicht nur auf Konzentration und Fokus, Rumhibbeln und Sprechdurchfall. Es geht nicht nur um Schule und Arbeit. Eine ADHS ist eine angeborene Stoffwechselstörung im Gehirn. Diese ruft die verschiedenen Symptome hervor, die man nachschlagen und bei den Betroffenen in unterschiedlichen Ausprägungen beobachten kann. Eine Stoffwechselstörung sucht man sich nicht aus. Sie entsteht nicht, weil man zu lange nicht an der frischen Luft war, schlecht geschlafen hat oder einfach zu verletzlich oder impulsiv ist. Sie ist einfach von Geburt an da und sorgt dafür, dass man anders tickt als Menschen mit ausgeglichenerer Gehirnchemie. Für mich persönlich bedeutet ein Leben mit ADHS, dass ich entweder am einen Ende der Skala oder am anderen klebe: “zu viel” oder “zu wenig” und seltenst ausgeglichen: zu empfindlich, zu impulsiv, zu überschwänglich, zu schnell, zu verträumt, zu kompliziert, zu traurig, zu langsam, zu unkonventionell, … Oder in Bezug auf das Produzieren von Online-Inhalten: Phasen von Power und Phasen von Stillstand, Themenwechsel und von vorn. ADHS bringt aber auch einen unbändigen Wissensdurst mit, der nicht zu stoppen ist, wenn etwas interessant wird. Und deshalb hört es auch nicht auf, das Entdecken und Ausprobieren, das Brennen und … oft auch das Ausbrennen. Dann reicht es manchmal zwar für ein Foto aber nicht für Worte dazu.

Dieser kurze Exkurs sollte so ein bisschen dazu beitragen, einordnen zu können, dass es hier wenig Stabilität gibt. Eine Eigenschaft, die ich mir so sehr wünsche. Was könnte ich alles wenn ich denn nicht nach einer gewissen Zeit das Interesse verloren hätte an X, Y und Z? Aber so ist es nunmal. Ich kann mir z.B. vornehmen, jede Woche einen Wochenrückblick zu schreiben. Allein dieser eigentlich nette Punkt auf der Agenda würde mich so unter Druck setzen können, dass es mich stressen würde. Also lasse ich das bei Dingen, bei denen das möglich ist und schaue, was sich einfach entwickelt. So ganz … impulsiv halt.

Zum Glück gibt es auch Themen, die sich nie ganz verabschieden, die wie ein roter Faden immer weitergesponnen werden. Und die werden auch hier weiter auftauchen: Zeichnen, Fotografieren, Apps aller Art (momentan sind das Notion, Reader und Kirby), Basteleien aller Art, … sowas halt.

Und bitte habt Geduld mit mir: Es ist lange her, dass ich das hier das letzte Mal gemacht habe.

Ich habe ein paar kleine Artikel hier zusammengestellt, die sich sowohl mit dieser Website als auch mit ADHS befassen. Vielleicht schaut ihr bei Interesse auch mal rein. Als nächstes empfehle ich pixelgraphix2023 👍.

Danke fürs Lesen!

P.S. "Careful fear and dead devotion" stammt aus dem Song "Don't swallow the cap" von The National.

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