Notizen

Strandhafer im Gegenlicht

1000 Tage ADHS-Diagnose

Vor 1000 Tagen wurde bei mir ADHS diagnostiziert, und ich wünschte, ich könnte in einem langen Post erzählen, was sich seitdem alles verändert hat. Aber die Wahrheit ist: Es hat alles und gleichzeitig nichts verändert.

Ich bin nicht plötzlich neurotypisch geworden, und die Medikamente haben mich auch nicht „angepasster“ gemacht. Ich bin nicht ruhiggestellt – all das sind typische Vorurteile, die viele über ADHS und Medikamente haben, oder?

Aber: Alles(!) ist weniger anstrengend geworden. Das Wissen um die andere „Verkabelung“ in meinem Kopf hilft mir, vieles zu verstehen und mir selbst zu verzeihen, was ich vorher nicht einordnen konnte. Jetzt weiß ich, warum ich manchmal von meinen eigenen Gedanken überrollt werde oder warum mir bestimmte Aufgaben einfach immer schwer gefallen sind. Das ist wohl das große Thema, das noch eine Weile braucht, um positiv umgeschrieben zu werden. Aber was sind schon 1000 Tage im Vergleich zu den Jahrzehnten, in denen ich mich anders verstanden habe? 🤷‍♀️

Haben mich die Medikamente verändert?
Ja, sie sind wie ein gemütlicher Hoodie – eine Schutzschicht, die mich weniger anfällig macht für Reize, von innen und außen. Ich bin nicht mehr allem ausgeliefert, muss nicht alles an mich ranlassen. Ich habe jetzt die Möglichkeit, zu entscheiden, was durchkommt und was nicht.

Ist ADHS weg? Nein.
Und das soll es auch gar nicht. Selbst mit Medikamenten habe ich immer noch zig Gedanken pro Millisekunde im Kopf, unzählige Ideen und oft keinen Plan, wie ich priorisieren soll. Ich werde immer noch von Emotionen oder Gedanken überrollt, habe sowohl negative als auch positive Hyperfokusse. Aber: Ich kenne jetzt meine Grenzen besser und kann sie verteidigen. Und das Wissen, dass ich mich nicht verbiegen muss, sondern lernen kann, meine Stärken zu nutzen, hat mir ein Stück mehr Selbstakzeptanz gegeben.

… Und natürlich habe ich diesen Text impulsiv spontan geschrieben und nicht vorgeplant 🙃.

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